PresseBackhaus im Vordergrund mit dem Quellhaus: Der Verkehrs- und Heimatverein kümmert sich seit 22 Jahren um die Anlage. (SZ-Foto: Christian Völkel)

Ein Verein mit eigener Quelle

Im Sommer ist das Tretbecken in Bad Berleburg sehr gut besucht / Backhaus steht seit 2014 am neuen Standort

Der Verkehrs- und Heimatverein steckt seit 2000 unzählige ehrenamtliche Stunden in die Espe-Quelle.

Bad Berleburg. (vc) Wenn das Quecksilber selbst in Wittgenstein die 30-Grad-Marke überschreitet, haben Orte wie das Tretbecken an der Espe-Quelle Hochkonjunktur. Nicht nur die Wittgensteiner, sondern auch die Gäste der Kurstadt nutzen das Kneipp-Tretbecken, um ihre Füße und Beine zu kühlen. „Ja, das Wasser ist erfrischend kühl. Vielleicht etwas zu erfrischend, zumindest am Morgen“, lacht Heiner Trapp. Gerade angelt er zwei vergessene Socken vom Geländerlauf am Tretbecken. Der Bad Berleburger hat sich auch mit der Espe-Quelle beschäftigt: „8 Grad Celsius hat das Wasser der Quelle.“

„Die Espe-Quelle ist meines Wissens nach noch nie versiegt.“
Heiner Trapp, Vorsitzender

Heiner Trapp steht dem Verkehrs- und Heimatverein Bad Berleburg vor, der sich seit dem Jahr 2000 hingebungsvoll um das Areal kümmert. Neben dem Tretbecken gehören noch das historische Quellhaus und seit acht Jahren auch ein altes Backhaus dazu. Die Mitglieder schätzen die Quelle sehr – wie auch die Touristiker, Bürger und Gäste der Stadt. Trapp: „Die Espe-Quelle ist meines Wissens nach noch nie versiegt. Sie reicht in den Berg rein. Das Wasser wird unter dem Haus gesammelt und dann in das Tretbecken geleitet.“

Heiner Trapp ist gerne im alten Backhaus. Das hat für ihn einen besonderen Stellenwert. (SZ-Foto: Christian Völkel)Heiner Trapp geht voraus und den Weg zum Quellhaus hinauf. Es beherbergt eine kleine Küche. Dort präsentiert er eine Sammlung alter Werbeanzeigen. Die Firma Klein vermarktete in den 1930er-Jahren das Quellwasser erst als Heilwasser. Nach einem Protest des Regierungsbezirks in Arnsberg hieß es nur noch Tafelwasser. „Mit Kohlensäure versetzt und an der Quelle abgezapft“, versprachen die Werbeanzeigen.

Wenige Meter von der Espe-Quelle entfernt sollte sogar eine Klinik entstehen. „Die Pläne blieben aber in der Schublade“, berichtet Trapp. Als Vorsitzender ist er stolz auf die Anlage, die der Verkehrs- und Heimatverein nach und nach in ein Schmuckstück verwandelt hat. Das fängt mit der Küche an, die durch Eigenarbeit und eigene Mitteln nach und nach verbessert wurde. Eine Leistung, auf die der Verein nach zwei Jahren Corona-Pause besonders stolz ist. Mittlerweile kann mithilfe der Küche eine ganze Feier ausgerichtet werden. „Wir vermieten die Anlage auf Anfrage. Aber wir nutzen den Raum auch für unsere Sitzungen“, betont Heiner Trapp.

Nur drei Schritte vor dem Eingang des Quellhäuschens steht ein rollendes Stück Vereinsgeschichte. Mit dem roten Wagen war der Verkehrs- und Heimatverein oft unterwegs: Brotmarkt, Wollmarkt und auch auf der Weihnachtszeitreise. „In Zukunft setzen wir auf Zelte. Aber ja, der Wagen war schon praktisch. Da war alles drin, und wir konnten den Wagen abschließen“, gibt Heiner Trapp zu bedenken.

Die Fassade des historischen Backhauses wird zusätzlich geschützt. (Foto: jzr) Erfrischende 8 Grad ist das Wasser der Espe-Quelle kalt. (Foto: jzr)Mobilität könnte fast ein Motto für den Verein sein. Denn das Glanzstück der Anlage war bis 2014 in Rinthe beheimatet und wurde dann ebenfalls mobil. Der Verein trug mit vielen Helfern und mit der Unterstützung zahlreicher Sponsoren ein altes Backhaus Balken für Balken ab, um die nummerierten Teile dann nach Bad Berleburg zu schaffen. Dort war die Anlage um die Espe-Quelle umfassend ausgebaut worden. Ein eigenes Plateau stand nun für den Bau des Backhauses zur Verfügung. Mit dem Segen des Amtes für Denkmalschutz in Münster steht das Backhaus nun seit 2014 an der Espe-Quelle. Die Wände sind teilweise mit Glasplatten geschützt. „Ohne diese Lösung bräuchten wir die Gerüste zur Sanierung nicht mehr abbauen“, sagt Heiner Trapp und zeigt auf den Ofen. Der wurde neu gemauert. Die Brote können mit langen Brotschiebern über 2 Meter hineingeschoben werden. Backformen aus der alten Bäckerei Harth zieren die Regale, eine rustikale Sitzgruppe steht in der Mitte des Raums.

„Das ist unsere gute Stube. Hier wird gut und gern gefeiert“, so Heiner Trapp. Eine komplett ausgestattete Zapfanlage mit Kühlschrank und Abstellfläche ist bei derartigen Unternehmungen sicherlich hilfreich. Alles, was sonst gelagert werden muss, findet sich auf dem Dachboden des Backhauses. Darunter sind auch Pickelhaube und ein Säbel, Relikte aus der Vereinsgeschichte. „Wir haben auch mal ein Theaterstück aufgeführt“, sagt Heiner Trapp schmunzelnd, bevor er das Backhaus wieder abschließt. Nun gelte es, die Anlage auf Vordermann zu bringen. Trapp: „Schließlich laden wir am 13. und 14. August zum Back- und Kneipp-Wochenende. Dann muss hier alles glänzen.“

Von Christian Völkel

Siegener Zeitung
Samstag, 6. August 2022
Bildquelle: Fotos (je 2) von Christian Völkel (vc) und (jzr)
Internet: www.siegener-zeitung.de

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