PressePassende Kulisse: Der Vorsitzende des Heimatbundes Siegerland-Wittgenstein, Andreas Müller, Autor Hans-Armin Kohlberger und Heiner Trapp, Kreisheimatpfleger für Wittgenstein und Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins Bad Berleburg (v. l.), stellten das neue Buch vor dem Backhaus an der Espequelle in der Odebornstadt vor. (SZ-Foto: Alexander Kollek)

Ein Stück Heimatgeschichte dokumentiert

Hans-Armin Kohlberger aus Niederlaasphe veröffentlicht das Buch „Die Vielfalt der Backhäuser in Wittgenstein“

Der Heimatbund Siegerland-Wittgenstein ist der Herausgeber des Werks, das 230 Seiten umfasst.

Bad Berleburg. (ako) „Die Vielfalt der Backhäuser in Wittgenstein“ – so lautet der Titel des neuen Buches von Hans-Armin Kohlberger. Mehrere Jahre hat der Heimatforscher aus Niederlaasphe für das Werk recherchiert und dabei akribisch die größtenteils historischen Gebäude in Schrift und Bild dokumentiert. Jedes einzelne Bauwerk hat er besucht, um von den Betreibern oder Besitzern die Geschichte dahinter zu erfahren. Das Resultat: Ein 230 Seiten umfassender Band, der am Freitag im Rahmen eines Pressesgespräches am Backhaus Espelquelle in Bad Berleburg offiziell vorgestellt wurde.

„Wir haben uns an ein Versprechen erinnert, das der Kreis vor 30 Jahren gegeben hat“, sagte Landrat Andreas Müller in seiner Funktion als 1. Vorsitzender des Heimatbundes Siegerland-Wittgenstein, dem Herausgeber des Werkes. Damals habe der Kreis Siegen in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe ein Buch über die Backhäuser im Siegerland veröffentlicht. Das Besondere: Im Vorwort stand, dass ein zweiter Band für Wittgenstein folgen soll. „Offenbar hat in den letzten Jahrezehnten niemand dieses Projekt wirklich intensiv verfolgt“, erklärte Andreas Müller.

Erst als sich 2017 im Heimatbund eine Projektgruppe unter der Leitung von Theo Morgenschweis gebildet hatte – die sich mit naturnahen Lebensmitteln befasste – sei die Frage aufgekommen, wie viele Backhäuser gibt es eigentlich noch im Kreisgebiet? Es war vorgesehen, den Gesamtbestand aller Häuser zu ermitteln. Dafür bat der Heimatbund dann in einem Rundschreiben um Mithilfe.

Hans-Armin Kohlberger, der in seinem Elternhaus in Niederlaasphe aufwuchs, das nur 150 Meter von dem Backhaus am Brückenplatz – wo seine Mutter regelmäßig gebacken hat – entfernt ist, meldete sich daraufhin sofort. Schließlich sei er schon in jungen Jahren mit dem Ablauf eines Backtages vertraut gewesen, berichtete der 72-Jährige.

Im Mai 2018 nahm er dann an einem Treffen der Projektgruppe im Backhaus in Alchen teil. Es stellte sich zwar heraus, dass ein Gesamtwerk nicht mehr infrage kommt. Aber Hans-Armin Kohlberger forschte für Wittgenstein allein weiter. Nach fast drei Jahren Arbeit liegt nun das Ergebnis vor.

Im Buch sind 162 Backhäuser aufgelistet. „100 davon stehen in Bad Berleburg“, erklärte Hans-Armin Kohlberger. Zudem gibt es 40 in Bad Laasphe und 22 in der Gemeinde Erndtebrück. Das Dorf Schwarzenau hat mit elf Backhäusern die meisten. 74 Backhäuser „sind noch in Funktion“, würden aber nicht regelmäßig benutzt. Das höchstgelegene Backhaus stand einst in Schüllar (693 Meter über Normalnull). „Das in Niederlaasphe liegt nur 310 Meter über Normalnull“, betonte der Autor, dem noch zehn weitere Bauwerke und mehrere Hausbacköfen bekannt sind, die aber aus „besonderen Gründen“ nicht erfasst wurden.

Im Buch habe er alle „klassischen“ Backhäuser und zudem auch einige moderne kleinere Backhäuser und intakte Hausbacköfen aufgeführt. „Die Geschichten von ehemaligen Backhäusern sollten ebenso nicht fehlen. Der bauliche Zustand war nicht ausschlaggebend“, betonte der Verfasser.

„Mit diesem Buch möchten wir als Heimatbund Siegerland-Wittgenstein die Backhaus-Tradition im Jahr 2020 abbilden und damit auch für spätere Generationen dokumentieren“, erklärte Andreas Müller. Dass der Heimatbund in seinem Jubiläumsjahr – der Verein wird 25 Jahre alt – als Herausgeber des Werkes fungiert, empfand der Vorsitzende als besonders passend: „Ich denke, das ist ein würdiger Anlass, dieses Buch zu veröffentlichen.“

Andreas Müller bedankte sich bei Hans-Armin Kohlberger für die „detektivische Fleißarbeit“ sowie bei den Sponsoren, die einen Beitrag zur Finanzierung des Buches geleistet haben. Ein weiterer Dank galt auch Heiner Trapp. Der Kreisheimatpfleger für Wittgenstein und Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins Bad Berleburg ist der Besitzer des Backhauses an der Espequelle – das auch in dem Buch aufgeführt wird – und organisierte die kleine Aktion.

Der Heimatbund hat das Buch „Die Vielfalt der Backhäuser in Wittgenstein“ beim Verlag Vorländer gestalten und drucken lassen. Der Verlag übernimmt auch den Vertrieb. „Das Buch wird natürlich auch hier in Wittgenstein im Buchhandel zu bekommen sein“, betonte Andreas Müller.

Von Alexander Kollek

Siegener Zeitung
Samstag, 5. September 2020
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