PresseDer Verkehrs- und Heimatverein arbeitet zielstrebig und nachhaltig an Verbesserungen in und für Bad Berleburg – das wurde in der Jahreshauptversammlung deutlich. Bernd Brömmeling (vorne M.) wurde zum Ehrenmitglied ernannt. (SZ-Foto: Guido Schneider)

Espequelle wird zum Lernort

Verkehrs- und Heimatverein schiebt die Kooperation mit Burgfeld-Schule an

Kritik an die Adresse der Stadtverwaltung gab es bei der Versammlung in Sachen „Olevian-Platz“ und dem verkaufsoffenen Sonntag.

Bad Berleburg. (schn) Außerschulischer Lernort – so heißt auch beim Verkehrs- und Heimatverein Bad Berleburg das große Thema für die nächste Zeit. Die Universität Siegen hat bei den Wittgensteiner Vereinen mit eigenem Museum einen Nerv getroffen.

Zur Jahreshauptversammlung des Vereins am Samstag im Hotel „Alte Schule“ stellte der Vorsitzende Heiner Trapp die Zusammenarbeit mit der Hochschule vor. Gemeinsam mit der Burgfeld-Grundschule arbeitet der Verein an einem Konzept für den außerschulischen Unterricht, der schon in diesem Jahr anlaufen soll. Dafür haben die Aktiven des Vereins einen Garten an der Espequelle angelegt. Hier sollen Getreidesorten angebaut werden, die nachher als Mehl im Brot landen. „Es geht uns um Nachhaltigkeit. Woher kommt unser Essen? Was ist gutes Essen?“, sagte Heiner Trapp.

Den Kindern der Schule am Burgfeld wolle man zeigen, welcher lange Weg erforderlich sei, um Brot zu backen. Auch wenn man auf dem Land wohne, sei doch vielen Menschen gar nicht mehr bewusst, wie Nahrungsmittel tatsächlich produziert würden. Einen Teil des Gartens wolle man mit Kartoffeln bepflanzen, um auch später im Herbst noch eine Erntesaison und Rohstoffe für das Kartoffelbraten zu haben. Die Schüler sollen den Garten in Patenschaften selbst verantworten und dabei auch etwas über die viele Arbeit lernen. Der Verkehrs- und Heimatverein hat sich da eine Menge vorgenommen.

Irritationen gab es am Samstag bei zwei anderen Punkten – beide mit Blickrichtung zum Rathaus. Zum einen ist da die angepeilte Umbenennung des Platzes vor dem Kino. Der Verein möchte hier den neuen Namen „Olevian-Platz“ vergeben. Mit den Eigentümern sei auch schon alles geklärt, es hänge derzeit nur an der Stadt, so die Vorstände am Samstag. Außerdem zeigte man sich verwundert darüber, dass ein gestellter Antrag zur Umbenennung des Platzes durch die Verwaltung nicht mehr auffindbar sei.

Zum Hintergrund: Caspar Olevian war ein deutscher Reformator, der in Berleburg wirkte und unter anderem die Wittgensteiner Grafen davon überzeugte, sich den Lehren der Herborner Generalsynode anzuschließen. Außerdem berief er Johannes Althusius an die Hohe Schule in Herborn. Olevian hat also in Berleburg Spuren hinterlassen. Vor diesem Hintergrund fragen sich die Mitglieder des Verkehrs- und Heimatvereins, warum es mit der Umbenennung so lange dauere.

Im Verdacht hat man den Goetheplatz, der zuletzt ordentlich für Wirbel gesorgt hatte. Dabei wolle man ja nur eine Umbenennung und keine Umgestaltung, so die Position des Vereins. Der andere Punkt, der intensiv diskutiert wurde, ist die Einschränkung der Sonntagsöffnungen in der Stadt. Günther Hirschhäuser redete sich hörbar in Rage. Man mache mit diesen Einschränkungen Traditionen kaputt. Die Veranstaltungen des Vereins, etwa der Wollmarkt und das Erntedankfest, seien eben keine kommerziellen Aktionen, nur um eine Möglichkeit der Sonntagsöffnung zu produzieren. Es gehe dabei um die Attraktivität der Stadt und das wolle man zerstören. „Bad Berleburg ist ein Mittelzentrum, da müssen wir auch etwas bieten. Die Nachbarn im Hessen und im Sauerland machen uns doch so kaputt“, wetterte Günther Hirschhäuser.

Der frühere Einzelhändler forderte den Vorstand auf, bei Rat und Stadtverwaltung nochmals Druck zu erzeugen. Ob dieser Druck Wirkung zeige, sei allerdings fraglich. Heiner Trapp machte deutlich, dass es Kirchen und Gewerkschaften seien, die erfolgreich Lobbyarbeit gegen Sonntagsöffnungen betrieben. Die Gesetze seien eben nicht mehr so liberal wie früher, ergänzte Heiner Trapp. Die Stadt versuche schon, eine Kompromisslösung hinzubekommen. Und der Verkehrs- und Heimatverein sei auch nicht in die Absprachen mit einbezogen worden, das sei über „Markt und Tourismus“ und die BLB-Tourismus GmbH gelaufen. Gleichwohl werde man sich noch einmal bei der Stadt für das Thema einsetzen.

Eingesetzt für den Verein hat sich über Jahrzehnte Bernd Brömmeling. Am Samstag zog es sich am Ende seiner Amtszeit als Schriftführer aus dem Vorstand zurück. Als Dank für seine Leistungen ernannte der Verkehrs- und Heimatverein Bernd Brömmeling zum Ehrenmitglied. Zu seinem Nachfolger im Vorstand wurde Detlev Schnell gewählt.

Von Guido Schneider

Siegener Zeitung
Dienstag, 26. März 2019
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